• ermittelt in einem strukturierten Dialog mit dem Nutzer den datenschutzrechtlich relevanten Sachverhalt
• fasst diesen präzise und geordnet zusammen
• nimmt eine erste rechtliche Einwertung vor, und
• entwirft benötigte Rechtstexte (z. B. Datenschutzerklärungen)
In den vorherigen Teilen unseres Blogs haben ich die Grundlagen von AGB beleuchtet. Jetzt widmen wir uns einem der aktuell brisantesten Themen in langfristigen Vertragsbeziehungen: Preisanpassungsklauseln.
Gerade in der IT-Branche, wo Verträge für Wartung, SaaS, Outsourcing oder Cloud-Services oft über Jahre laufen, können steigende Personal-, Energie- oder Lizenzkosten und Entwicklungen im Bereich KI das wirtschaftliche Gleichgewicht eines Vertrags empfindlich stören.
Preisanpassungsklauseln sollen hier für einen Ausgleich sorgen und Planungssicherheit schaffen – sowohl für den Anbieter, der sein Kostenrisiko absichern will, als auch für den Kunden, der nicht von vornherein mit hohen „Sicherheitsaufschlägen“ belastet werden soll.
Doch Vorsicht: Eine Preisanpassungsklausel ist kein Freifahrtschein für willkürliche Preiserhöhungen. Die Rechtsprechung, insbesondere der Bundesgerichtshof (BGH), hat sehr strenge Hürden für die Wirksamkeit solcher Klauseln in AGB aufgestellt. Eine unwirksame Klausel kann dazu führen, dass der Preis über die gesamte Vertragslaufzeit eingefroren bleibt.
Ich erkläre Ihnen die verschiedenen Arten von Preisanpassungsklauseln, zeigen die typischen Fallstricke auf und geben Ihnen Tipps für eine rechtssichere Vertragsgestaltung.
Nicht jede Preisanpassung ist gleich. In der Praxishaben sich verschiedene Mechanismen etabliert:
Preisvorbehaltsklauseln (Einseitiges Bestimmungsrecht):
„Der Auftragnehmer ist […] berechtigt, die Preise angemessen zu erhöhen, wenn die […] maßgeblichen Preisfaktoren […] gestiegen sind.“
Hier behält sich der Anbieter das Recht vor, den Preis nach eigenem Ermessen anzupassen. Dies ist die für den Kunden riskanteste Variante, da sie dem Anbieter einen großen Spielraum lässt.
Automatische Indexklauseln (Gleitklauseln):
„Die Vergütung erhöht oder verringert sich automatisch […] im gleichen Verhältnis, wie sich der […] Verbraucherpreisindex […] verändert hat.“
Hier wird der Preis an einen externen, objektiven Maßstab gekoppelt, z. B. den Verbraucherpreisindex des Statistischen Bundesamtes oder einen spezifischen IT-Gehaltsindex. Die Anpassung erfolgt automatisch, ohne dass eine Partei sie auslösen muss.
Kostenelementeklauseln:
Hier wird die Preisanpassung an die Entwicklung konkreter, benannter Kostenfaktoren gekoppelt, wie z. B. Personalkosten für zertifizierte Techniker oder Lizenzkosten von Drittanbietern.
Benchmarking-Klauseln:
Dies ist die aufwendigste, aber in großen Outsourcing-Verträgen gängige Methode. Die Parteien vereinbaren, die vereinbarten Preise in regelmäßigen Abständen durch ein unabhängiges Unternehmen mit dem aktuellen Marktniveau vergleichen zu lassen („Benchmarking“). Das Ergebnis dieses Vergleichs ist dann die Grundlage für eine Preisanpassung.
Während Preisanpassungen in Individualvereinbarungen relativ frei gestaltet werden können (solange sie nicht sittenwidrig sind), unterliegen sie in Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) einer sehr strengen Kontrolle. Dabei sind zwei Ebenen zu beachten: das Preisklauselgesetz und die AGB-Inhaltskontrolle nach § 307 BGB.
Hürde 1: Das Preisklauselgesetz (PreisklG)
Dieses Spezialgesetz verbietet grundsätzlich Klauseln, bei denen der Preis einer Ware oder Dienstleistung automatisch an die Entwicklung von Preisen für unvergleichbare Güter gekoppelt wird (sog. Wertsicherungsklauseln).
Bestimmte Klauseltypen wie die oben genannten Preisvorbehalts- oder Kostenelementeklauseln sind jedoch vom Verbot ausgenommen. Eine Klausel, die gegen das PreisklG verstößt, ist aber nicht automatisch unwirksam, sondern erst nach rechtskräftiger Feststellung durch ein Gericht.
Hürde 2: Die AGB-Inhaltskontrolle nach § 307 BGB – Der eigentliche Stolperstein!
Selbst wenn eine Klausel nach dem PreisklG zulässig ist, muss sie der AGB-Kontrolle standhalten. Die Rechtsprechung, maßgeblich geprägt durch Entscheidungen des, hat hierfür Kriterien entwickelt. Eine Preisanpassungsklausel ist in der Regel unwirksam, wenn sie den Kunden unangemessen benachteiligt. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn folgende Prinzipien verletzt werden:
a) Das Transparenzgebot: Der Kunde muss wissen, was auf ihn zukommt.
Voraussetzungen müssen klar sein: Die Klausel muss unmissverständlich regeln, unter welchen Voraussetzungen eine Preiserhöhung erfolgen darf. Vage Formulierungen wie „bei gestiegenen Kosten“ sind unzureichend.
Umfang muss absehbar sein: Der Kunde muss bereits bei Vertragsschluss erkennen können, in welchem Umfang Preiserhöhungen möglich sind. Eine Offenlegung der gesamten Kalkulation ist nicht nötig, aber die Berechnungsgrundlage muss nachvollziehbar sein.
Nachvollziehbarkeit der Anpassung: Der Kunde muss in die Lage versetzt werden, die Preiserhöhung zu überprüfen. Bei einer Kostenelementeklausel müssen die relevanten Kostenfaktoren benannt werden.
b) Das Äquivalenzgebot: Das Vertragsgleichgewicht muss gewahrt bleiben.
Keine einseitige Gewinnmaximierung: Die Klausel darf dem Anbieter nicht dazu dienen, seine Gewinne auf Kosten des Kunden zu erhöhen. Sie darf nur dazu dienen, unvorhersehbare, vom Anbieter nicht beeinflussbare Kostensteigerungen auszugleichen, die das ursprüngliche Verhältnis von Leistung und Gegenleistung (Äquivalenz) stören.
Berücksichtigung von Kostensenkungen: Dies ist ein entscheidender Punkt! Eine Klausel ist unwirksam, wenn sie eine Preiserhöhung schon dann erlaubt, wenn nur ein Kostenfaktor steigt, während andere Kostenfaktoren möglicherweise gefallen sind. Die Klausel muss sicherstellen, dass nur eine tatsächliche Steigerung der Gesamtkosten an den Kunden weitergegeben wird. Steigende Personalkosten müssen also mit eventuell gesunkenen Energiekosten verrechnet werden.
c) Das Interesse des Verwenders und die Zumutbarkeit
Eine Preiserhöhung ist nur gerechtfertigt, wenn unvorhersehbare Änderungen das Vertragsgefüge erheblich stören. Die Klausel darf dem Anbieter keine pauschale Abänderungsbefugnis geben.
Fallstrick: Das Kündigungsrecht als „Heilmittel“? Manche Anbieter versuchen, eine intransparente Preisanpassungsklausel dadurch zu „retten“, dass sie dem Kunden im Falle einer Erhöhung ein Sonderkündigungsrecht einräumen. Der BGH sieht dies sehr kritisch. Ein Kündigungsrecht kann eine ansonsten unwirksame Klausel nur in Ausnahmefällen heilen, z. B. wenn die Berechnung der Preisanpassung objektiv auf unüberwindbare Schwierigkeiten stößt. Bei unternehmenskritischen IT-Systemen ist ein Kündigungsrecht für den Kunden oft keine reale Option, da ein Anbieterwechsel komplex, teuer und riskant ist. Verlassen Sie sich also nicht darauf!
Fallstrick B2B: Geringere Anforderungen, aber kein Freibrief! Im Geschäftsverkehr (B2B) sind die Anforderungen an die Transparenz zwar etwas geringer als gegenüber Verbrauchern, da man von Unternehmern mehr Geschäftserfahrung erwarten kann. Dennoch gelten die grundlegenden Prinzipien der AGB-Kontrolle auch hier. Eine Klausel, die dem Anbieter willkürliche Preiserhöhungen ermöglicht oder das Äquivalenzgebot völlig missachtet, wird auch im B2B-Verkehr keinen Bestand haben.
Tipps für Anbieter:
Wählen Sie den richtigen Mechanismus: Eine automatische Indexklausel (z. B. gekoppelt an den Verbraucherpreisindex) ist oft die rechtssicherste und transparenteste Methode.
Formulieren Sie glasklar: Benennen Sie die Kostenfaktoren, die zu einer Erhöhung führen können. Legen Sie den Berechnungsmodus offen.
Seien Sie fair: Ihre Klausel muss Preissenkungen genauso weitergeben wie Preiserhöhungen und Kostensenkungen bei der Gesamtkalkulation berücksichtigen.
Definieren Sie Schwellenwerte: Legen Sie fest, ab welcher prozentualen Kostensteigerung eine Anpassung erfolgen darf, um nicht bei jeder kleinen Schwankung aktiv werden zu müssen.
Lassen Sie Ihre Klauseln anwaltlich prüfen! Der Teufel steckt im Detail, und eine unwirksame Klausel kann Sie teuer zu stehen kommen.
Tipps für Anwender:
Prüfen Sie Preisanpassungsklauseln mit Argusaugen: Akzeptieren Sie keine vagen Formulierungen, die dem Anbieter freie Hand lassen.
Fordern Sie Transparenz: Bestehen Sie auf einer klaren Regelung, die es Ihnen ermöglicht, jede Preiserhöhung nachzuvollziehen und zu überprüfen.
Vorsicht bei reinen Preisvorbehalten: Klauseln, die dem Anbieter ein einseitiges Recht zur „angemessenen Erhöhung“ geben, sind extrem riskant und oft unwirksam.
Verhandeln Sie Obergrenzen (Caps): Versuchen Sie, eine jährliche maximale Erhöhung (z. B. „maximal 5 % pro Jahr“) individuell zu vereinbaren.
Fazit
Preisanpassungsklauseln sind ein notwendiges Instrument für langfristige IT-Verträge, aber sie sind rechtlich hochsensibel. Die strengen Anforderungen der Rechtsprechung, insbesondere an Transparenz und die Wahrung des Vertragsgleichgewichts, führen dazu, dass viele in der Praxis verwendete Klauseln unwirksam sind.
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